Rückenschmerzen beim Pferd

Rückenschmerzen beim Pferd

Der Rücken ist wohl die am häufigsten von schmerzhaften Verspannungen betroffene Muskelgruppe des Pferdes. Die Ursachen sind so zahlreich wie die möglichen Symptome. Aber woran erkennt man eigentlich Rückenschmerzen beim Pferd?

Symptome von Rückenschmerzen beim Pferd

  • Mangelnde Losgelassenheit
  • Steife Bewegungen
  • Kurztrittigkeit
  • Schwunglose Bewegungen
  • „Faulheit“ und Triebigkeit
  • Eingeschränkte Biegung (zu einer oder beiden Seiten)
  • Falsches Angaloppieren (Kreuzgalopp, Außengalopp)
  • Umspringen im Galopp
  • Häufiges Ausfallen im Galopp
  • Abwehrreaktionen beim Satteln, Gurten oder Auflegen von Decken

Diese Symptome sind meist die deutlichsten, doch es gibt auch weitere, die oft nicht sofort einen Zusammenhang mit der Rückenmuskulatur vermuten lassen: Wenn das Pferd beim Antraben oder Angaloppieren den Kopf hochreißt, kann dies auf eine feste Rückenmuskulatur hindeuten. Durch die Verspannung kann der Schub aus der Hinterhand nicht nach vorne durchfließen und sich auf die Vorhand übertragen, sodass das Pferd mit Kopf und Hals „Schwung holen“ und sich über die Vorhand in den Trab / Galopp ziehen muss.

Wann immer Pferdebesitzer berichten, dass ihr Pferd kitzelig am Bauch oder der Brust sei, werde ich hellhörig: Diese „Kitzeligkeit“, die sich meist durch Abwehrreaktionen wie Ohrenanlegen oder Schnappen zeigt, ist in der Regel gar keine Kitzeligkeit, sondern eine Schmerzäußerung. Berührungen am Bauch oder der Brustmuskulatur in der Gurtlage lösen einen Reflex aus, bei dem das Pferd die Bauchmuskulatur anspannt und den Rücken aufwölbt (je nach Druckstärke mehr oder weniger). Bei verspannter Rückenmuskulatur ist dies sehr unangenehm bis schmerzhaft. Wenn du selber unter Muskelverspannungen am Rücken leidest, probiere mal folgendes: Begib dich in den Vierfüßlerstand auf den Boden (Hände unter die Schultern, Knie unter die Hüften) und mach einen Katzenbuckel. Wenn du verspannt bist, spürst du wahrscheinlich ein sehr unangenehmes Ziehen im Rücken. Es ist naheliegend, dass Pferde dasselbe empfinden. „Kitzeligkeit“ sollte daher niemals bagatellisiert werden. Meistens ist es ein Hinweis auf Schmerzen.

Ursachen von Rückenschmerzen beim Pferd

Mit den Ursachen von Rückenschmerzen beim Pferd verhält es sich wie mit den Symptomen: Manche liegen auf der Hand, manche sind weniger naheliegend. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Unpassender Sattel
  • Biomechanisch unkorrektes Reiten
  • Zu viel reiten
  • Unausbalanciert sitzende ReiterInnen
  • Zu schwere ReiterInnen

Der letzte Punkt ist ein sehr sensibler, bei dem alle ReiterInnen angehalten sind, ehrlich zu sich selbst zu sein: Als Faustregel gilt, dass ein Pferd regelmäßig nicht mehr als 10 bis maximal 15 Prozent des eigenen Körpergewichtes tragen sollte. Wie viel wiegt dein Pferd? Gehen wir von einem Körpergewicht von 600 kg aus, macht das 60-90 kg Reitergewicht. Allerdings ist damit ja nicht das Gewicht gemeint, welches ReiterInnen morgens mit leerem Magen und ohne Klamotten auf die Waage bringen. Die gesamte Kleidung, Reitstiefel, Sattel etc. kommen ja auch noch hinzu. Und da sind wir realistischerweise bei vielen Personen schnell oberhalb der Grenze dessen, was das Pferd tragen sollte…

Für Rückenschmerzen beim Pferd gibt es jedoch auch Ursachen, die nicht auf den ersten Blick einen Zusammenhang mit dem Rücken vermuten lassen, beispielsweise:

  • Schlechte Hufbalance (schlecht bearbeitete Hufe, zu lange Zehen, schiefe Hufe etc.)
  • Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken der Beine / eines Beines
  • Zahnprobleme (Haken, Spitzen, Entzündungen etc.)
  • Organische Ursachen (Magenschmerzen, gynäkologische Schmerzen bei der Stute etc.)

Der Körper ist eine Einheit. Wie in einem Zahnradsystem ist alles miteinander verbunden. Wenn ein Zahnrad klemmt, drehen sich auch alle anderen nicht mehr richtig. Daher muss bei jedem Problem am Pferdekörper an alle möglichen, auch weiter entfernt liegenden Ursachen gedacht werden. Die Hufe sind eine sehr häufige, nicht zu vernachlässigende Ursache für (muskuläre) Schmerzen auch weiter „oben“ im Pferdekörper: Das Pferd steht fast 24 Stunden am Tag auf seinen vier Hufen. Wenn ein Bein schmerzt, kann es sich nicht – wie der Mensch – aufs Sofa legen und das schmerzende Bein entlasten. Stattdessen nimmt es eine Schonhaltung ein, um dem Schmerz auszuweichen. Dies hat unweigerlich Auswirkungen auf alle weiteren Muskelgruppen im Körper. Schmerzhafte Verspannungen des Rückens, welcher nun mal die direkte Verbindung zwischen Vor- und Hinterhand bildet, sind oft die (in)direkte Folge.

Was tun gegen Rückenschmerzen beim Pferd?

Die gute Nachricht ist: Wer (muskuläre) Rückenschmerzen bei seinem Pferd erkennt, hat bereits einen wichtigen Schritt zur Linderung getan. Du kannst zahlreiche Maßnahmen selbst ergreifen, um deinem Pferd zu helfen, z.B. Massagen, Wärmeanwendungen, Taping, einfache Dehn- und Mobilisationsübungen. Das wichtigste ist jedoch, der Ursache auf den Grund zu gehen und diese abzustellen.

Wie du dein Pferd mit korrekten Massagetechniken massierst, zeige ich dir in meinem eBook:

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Kerstin-Pferde-Physio-Wissen

Über mich

Ich bin Kerstin, das Gesicht hinter Pferde Physio Wissen. Ich bin Pferde-Physiotherapeutin, Pilates- und Sitzschulungstrainerin. Mein Anliegen ist es, dir  Wissen, Tipps und physiotherapeutische Techniken an die Hand zu geben, die du an deinem Pferd selbst anwenden kannst. Gewusst wie kannst du mit einfachen Handgriffen selbst aktiv zur Gesundheitsprävention deines Pferdes beitragen. 

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